Mehrere
hundert Gäste waren am Sonnabend der Einladung des Landrats Götz Ulrich
gefolgt, um im Lichthof der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellereien zum traditionellen
Neujahrsempfang das neue Jahr einzuläuten. Gespräche, Austausch und
Kennenlernen: Dafür steht der Empfang seit 19 Jahren. In diesem Jahr
jedoch war Landrat Götz Ulrich danach gar nicht zumute. Nach dem Rückzug des Uniklinikums
Halle vom gemeinsamen Angebot mit dem Burgenlandkreis zum Erhalt des Klinikums
habe er gemeinsam mit dem Beigeordneten lange überlegt, den Empfang abzusagen. "Aber, meine Damen und Herren, nein,
wir sagen hier gar nichts ab! Nicht diesen Empfang und nicht unseren Kampf um eine anständige Lösung für unser Klinikum
in Zeitz und in Naumburg. Das schulden wir den 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und das schulden wir
unseren Einwohnerinnen und Einwohnern", ruft das Kreisoberhaupt in den Saal. Es
folgen Applaus und zustimmendes Nicken. Deutliche Worte gab es auch in
Richtung Land, für das Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff am Empfang
teilnahm. Wie Ulrich findet, hätte es dem
Land gut zu Gesicht gestanden, dem
Burgenlandkreis und vor allem den Menschen
im Revier unter die Arme zu greifen
und unter Beweis zu stellen, dass es eine Region im Strukturwandel nicht im Stich lasse. Man dürfe
die Symbolkraft der Daseinsvorsorge für eine Region im Strukturwandel nicht
unterschätzen. Mit Blick auf die Finanzausstattung der Kommunen warnte er davor,
dass ein gesperrter Kinderspielplatz oder eine aus Spargründen abgeschaltete
Straßenbeleuchtung von vielen Menschen als Versagen der Demokratie verstanden
werden. Allein im Burgenlandkreis könnten 24 von 37 Gemeinden keinen
ausgeglichenen Haushalt vorweisen, die Einsparpotenziale seien seit Jahren erschöpft.
"Wenn diese Abwertung der kommunalen
Gemeinschaft kein Ende hat, wenn die wichtige Arbeit auch der
ehrenamtlichen Bürgermeister, Stadträte und Gemeinderäten in
den kleinen Gemeinden nicht endlich erkannt und gewürdigt wird, fliegt uns der
Laden um die Ohren", so Ulrich.
Daran
schlossen die Worte von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff an, der
hervorhob, dass das Land mit dem Doppelhaushalt 2020/21 die Kommunen finanziell besser ausstatten wolle. Auch, damit diese im Rahmen der kommunalen
Selbstverwaltung über die Verwendung des Geldes selbst entscheiden könnten. Mit
Blick auf das insolvente Klinikum kündigte er die Unterstützung des Landes an,
die Rahmenbedingungen für Krankenhäuser zu verbessern. Dafür wolle das Land
intensiv beispielsweise mit Krankenkassen oder Kammern sprechen. "Die
Landesregierung wird alles tun, dass das Klinikum mit beiden Standorten mit
vernünftigen Arbeitsbedingungen und unter Sicherstellung der medizinischen
Versorgung zu erhalten", sagte Haseloff. In Vertretung des Ehrengastes Peter
Altmaier, der kurzfristig absagen musste, war der Parlamentarische
Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Beauftragter der Bundesregierung
für die neuen Bundesländer, Christian Hirte, nach Freyburg gekommen. Er spannte
den Bogen von der Entwicklung des Arbeitsmarkts über Digitalisierung bis zum
Strukturwandel in den Kohlerevieren.
62 Sponsoren und 28
Aussteller im Lichthof und Kabarettkeller sorgten für eine angenehme
Atmosphäre. Gastronomen wie die "Gaststätte Fischhaus", das Weinhotel
Freylich Zahn und das Konrad-Martin-Haus hatten kulinarische Köstlichkeiten
vorbereitet. Den Service übernahmen Auszubildende der Krankenpflegeschule des
Klinikums Burgenlandkreis und des Landratsamtes, das Kinder- und Jugendhaus
"Free-Time" mit Mehrgenerationshaus aus Karsdorf sowie
der Internationale Bund und das Weinberghotel Edelacker. Auch die GESA und
die BVU unterstützten die Buffet- und Veranstaltungsvorbereitungen.
Empfangen
wurden die Gäste mit Chormusik des Frauengesangsensembles "Consonanta" im
Lichthof der Sektkellerei. Musikalisch eröffnete das Bläser-Ensemble Viadana mit einer Doppelchörigkeit
den Abend. Dem Motto des Abends entsprechend, das die Kohletradition in den
Mittelpunkt rückte, überbrachten die Geiseltaler Musikanten das Steigerlied. Die
Musikschule Burgenlandkreis und der Sonderbotschafter des Burgenlandkreises
Thomas Fritzsch begleiteten die Gäste musikalisch durch das Programm und den
anschließenden Austausch. Traditionell werden zum Neujahrsempfang auch Spenden
gesammelt, die in diesem Jahr der Kinder- und Jugendarbeit sowie dem Bereich
Ehrenamt zugutekommen sollen.