Die Himmelsscheibe von Nebra (UNESCO-Weltkulturerbe) gilt
als die älteste konkrete astronomische Darstellung der Welt. Lange Zeit war
sich die Fachwelt einig, dass der Fund der Bronzezeit zugeordnet werden kann.
Zwei deutsche Prähistoriker behaupteten in diesem Jahr, dass die Scheibe aus
der Eisenzeit stamme und lösten damit eine Kontroverse aus. Neue Untersuchungen
einer 13-köpfigen Forschungsgruppe geben nun aber Entwarnung: die
Himmelsscheibe datiert eindeutig in die Bronzezeit und der Fundort können als
bestätigt gelten.Die Zweifel an Datierung und Fundort werden in der vom
Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (ÖAW) herausgegebenen Fachzeitschrift "Archaeologia
Austriaca" widerlegt. Die Studienautorinnen und -autoren weisen darin nach,
dass die beiden Prähistoriker mit unvollständigen und teilweise falschen oder
verfälschend wiedergegebenen Daten argumentieren.
Keine Zweifel am Fundort MittelbergDie Forscherinnen und
Forscher bestätigen in ihrer Studie erneut die seit langem als zweifelsfrei geltende
Fundstelle der Himmelsscheibe. Demnach gilt die Fundstelle des Mittelbergs bei
Nebra als gesichert.
Zusammengehörigkeit der Funde bestätigtDie
Zusammengehörigkeit der Funde sehen die Forscherinnen und Forscher durch die
Untersuchung des Kupfers für die Himmelsscheibe und der Beifunde bewiesen. Das
Kupfer für beides stammt aus derselben Lagerstätte im Salzburger Land. Die
Produktion dieses ostalpinen Kupfers beginnt in der frühen Bronzezeit (18. Jh.
v. Chr.) und endet mit dem 9. Jahrhundert v. Chr. - also ein Jahrhundert vor
dem Beginn der Eisenzeit.
Das verwendete Gold
stammt aus dem Gebiet des Carnon River in Cornwall, wo für das 17./16.
Jahrhundert v. Chr. ein Abbau nachgewiesen ist. Bereits mit dem Nachweis des
Fundortes und der Zusammengehörigkeit der Funde brechen zwei wesentliche
Grundannahmen der Kritiker, nämlich dass die Himmelsscheibe von Nebra ein
Einzelfund und daher nur stilistisch einzuordnen ist, als Voraussetzung für
eine eisenzeitliche Datierung zusammen.
Datierung in Bronzezeit bestätigtGegen eine Einordnung
der Funde in die Eisenzeit sprechen aber auch weitere chemische und
archäologische Erkenntnisse. Die Darstellung eines Schiffes auf der
Himmelsscheibe ist beispielsweise ein für die Bronzezeit typisches Motiv, das
in der Eisenzeit unbekannt ist. Es besteht zudem kein Zweifel daran, dass die
Himmelsscheibe von Nebra längere Zeit in Gebrauch war, was sich aus mehreren
Umgestaltungsphasen ableiten lässt. Am Ende der frühen Bronzezeit wurde sie
dann aber mit den Beifunden dem Boden anvertraut. Zum Beginn der Eisenzeit war
sie somit schon lange begraben.
Die wissenschaftliche Studie ist im
Internet frei zugänglich und in englischer Sprache verfasst:Weblink:
https://austriaca.at/Nebra-Sky-Disc?frames=yesErnst Pernicka et al,
Why the Nebra Sky Disc Dates to the Early Bronze Age. An overview of the
Interdisciplinary Results. In: Archaeologia Austriaca 104, Österreichische
Akademie der Wissenschaften 2020, S. 89-122.